top of page

Grossstadt, Weihnachtsmarkt und meine Panik...

  • Freyja
  • 21. Dez. 2018
  • 4 Min. Lesezeit

Ich bin für den Geburtstag meines Schatzes mit nach Berlin gefahren. Diese grosse Stadt, in der noch immer so vieles Fremd ist. Und mein Bauch immer sich zusammenzieht. Bei unserem ersten Besuch war schon der Weg vom Flughafen zur Bahn eine Herausforderung. « lass mich bloss nicht allein und verlier mich nicht» waren damals meine Worte. Ehrlich am liebsten wäre ich rückwärts wieder zurück zum Flieger und ganz schnell zurück nach Hause. Da wo ich mich auskenne. Ich jeden Weg schon 1000-mal gegangen bin.

Gut nun bin ich ja doch schon zum 3ten mal in dieser Stadt. Und so langsam blick ich bei der Bahnkarte durch. Auch finde ich mit positiver Vorfreude unser Hotel am Zoo. Gewissen Wege konnte ich schon gut abspeichern. Ich merke je mehr ich dass gleiche mache und sehe, umso mehr fühl ich mich damit auch wohl.

Es ist Donnerstag und die ganze Geburtstagstruppe (5 Erwachsene) hat Hunger. Nach 3 Tagen Glühwein und Weihnachtsmarktfastfood, wäre echt mal was Richtiges nicht schlecht. Meine Idee am Alexanderplatz hat es ein riesiges Center. Es nennt sich Alexa. Ganz Oben, in der 5 Ebene gibt es eine Fressmeile. 17 Kleinrestaurants bieten für jeden was, ob Italienisch, Mexikanisch, Chinesisch, Indisch oder oder ….

Soweit ja alles normal und nichts Besonderes. Ihr fragt euch sicher wo nun endlich die Panik bleibt. Nur noch ein paar Zeilen Geduld.

Am Freitag ging ich dann ganz allein auf die Suche nach einem Laden. In dieses Geschäft wollte ich unbedingt. «WERBUNG: Grössenwahn, der Laden für grosse Grössen Secondhand und Neuware!)». Doch keiner der Truppe wollte mit. So schnappte ich mir meine Bahnkarte, mein Telefon mit Googelmap und stapfte durch die kalte Berliner Winterluft zur U-Bahnstation. Es war ein Hammergefühl als «Klein Meli» allein und ohne sich gross zu verlaufen vor dem Laden stand. Ich, die sonst nie nirgends alleine hin geht, schon gar nicht, wenn ich den Ort und die Leute nicht kenne. Ich, die lieber vor dem TV sitzen bleibt und hofft beim nesten Trip hat ja dann jemand Zeit und erbarmt sich mit mir da hin zu gehen. Ein Freudetänzchen vor dem Laden musste sein. Die Damen im Laden schauten verwirrt… egal es ist so ein großartiges Gefühl was erreicht zu haben. Nicht aufzugeben und meine Interessen durchgesetzt zu haben. Ich bin wichtig und wertvoll.

Nun wurde es Samstag und wir (Schatzi & Ich) waren auf Shopping Tour. Mein Magen begann zu Knurren und das Verlangen nach einem Teller Nudeln wurde riesig. Ich hatte schon am Donnerstag das Pasta Angebot beim Italiener im Alexa angeschmachtet. So stand der Entschluss schnell fest. Da ich keine Lust mehr hatte erst zurück ins Hotel zu laufen, wegen den Einkäufen meines Liebsten, blieb ich im Zug sitzen und wir sollten uns direkt im Alexa bei der Fressmeile wiedersehen. « Ich reservier uns ein Tisch, na klar find ich es, bin ja nicht doof, oder!» Meine Überzeugung, dass dies ein Spaziergang wird war grenzenlos. Ich wusste mein Hunger wird mich schon an den Ort treiben und dass ohne grosse Probleme.

30 Sekunden später bereute ich schon meine Entscheidung. Meine Selbstzweifel wurden laut. Wenn ich die Haltestelle verpasse? Wenn jemand mir meine Tasche stiehlt? Wenn ich das Center nicht finde? Tief durchatmen. Wo hatte ich die Strassenkarte von gestern? Mist die lag im Hotel mit meinem Einkauf aus dem Grössenwahn. Schöne Klamotten, direkt begann ich zu lächeln. Genau Grössenwahn war das Wort. Warum bist du nicht zurück zum Hotel gelaufen mit Schatz. Gut nun konnte ich es nicht mehr ändern und ich sahs in diesem Zug und starte auf die Anzeige die die Haltestellen anzeigte. Ich merkte wie mir schlecht wurde. Vor Hunger, Stress, Zweifel oder auch einfach einer Kombination von allem. Der Zug füllte sich immer mehr mit Menschen und ich schnappte nach Luft. Wie viele Stationen waren es nun vom Bahnhof Zoo bis zum Alexanderplatz? Diese Minuten fühlten sich an wie Stunden. Endlich am Alex angekommen schlich ich mich aus dem Zug. Ich weiss nicht was die Leute um mich herum dachten, was bei mir falsch läuft, aber ich war mir echt nicht sicher was ich hier tat. Ein Blitzgedanke. Hier setz ich mich auf ein Bänkchen und warte. «Tolle Idee Meli! Du hast doch keinen Plan mit welchen Zug Schatzi ankommt und auf welchem Gleis!» hörte ich meiner Inneren Stimme zu. Atmen und weiter. Ich war doch vor 2 Tagen hier, mit weniger Leute, aber sonst das gleiche. Aus dem Bahnhof und dann noch ca 300m bis zum Center. Schön ist es, dass es immer 2 Wege um ein Haus gibt. Direkt durch den überfüllten Weihnachtsmarkt. Am singenden Elch vorbei, oder doch lieber die Nebenstrasse mit den falschgeparkten Autos? Ich entschied mich für den ruhigeren Weg. Die Panikgefühle gingen nicht weg, doch es wurde auch nicht stärker. Dies ist doch schon gut! Es ist wie beim Autofahren, schau in die Richtung wo du hin willst. Nach knapp 15 Minuten, der Weg wäre keine 5 Minuten lang, stand ich im überfüllten Restaurantbereich des Centers. Nun nur noch ein freien Tisch, bitte am Rand (auch so eine Macke von mir, hi eine weiter Idee zum schreiben). Kurz nach mir traf mein Schatz ein und war stolz auf mich, dass es mir gelungen war heil anzukommen. Und nur so am Schluss die Nudeln mit Lachs und Rahmsause war lecker und zu empfehlen.

Fazit: Ich kann alles schaffen mit ein wenig Geduld, Entschlossenheit und tiefem Durchatmen. Kleine Ziele sind erreichbar. Ich lasse mich nicht mehr von meiner Angst in ein Zimmer sperren. Mit den richtigen Hilfen ist auch eine grosse Stadt nur eine Ort mit Strassen und neuen Abenteuer.

Kommentare


bottom of page