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Zufluchtsorte, meine heile Welt!

  • Freyja
  • 31. Dez. 2018
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Jan. 2019

Braucht Ihr auch ein Rückzugsort? Für was entscheidet Ihr euch? Gedankenwelten, Ferienwohnung, Freizeitpark, ein Camper.


Soweit ich zurückdenken kann hatte ich immer eine Welt in meinem Kopf. Die Welt die ich mir einrichten kann, wie ich es will. Damals wie auch heute! Die Welt, in der es schön, friedlich und einfach stressfrei ist. In dieser Welt bin ich der Chef. Nur ich! Oh ha, ich kann ja wirklich egoistisch sein. Ok, dass wollte ich, da es mein Rückzugsort war in meiner Kindheit. Auch heute existiert diese Welt noch. Ich habe mir sie zurückgeholt. Es war ein Kampf und nun geniesse ich es jedes Mal, wenn ich von ihr träum. Doch wenn man Gross wird (leider auch schon in der Schulzeit) schwindet die Zeit. Die 24 Stunden werden vollgepackt mit «Du musst, ich brauch, das geht doch nicht! Werde Erwachsen, mit Träumen kommst du nicht weit!» Und die Ferien von der Realität werden immer weniger und kürzer. Biss du plötzlich nicht mal mehr die zeit vor dem Einschlafen nutzen kannst, zu träumen.

Als die Schulprobleme immer mehr wurden, durfte ich zum ersten Seelendoktor! So nahm meine Therapiekariere seinen Lauf. Es gab noch keine Diagnose. Ich war einfach zu laut und unangepasst. Schule war mir nie wichtig. Die Devise war, immer nur so viel wie nötig, um nicht sitzenzubleiben. Na klar, im Fach Singen und Mathe gab es auch ohne viel Anstrengung eine 6. (Deutsche Leser. In der Schweiz ist die 6 das Beste!) Schulsport oder andere Hobbies füllten meine Tage.

Nun werden wir aber mal viele Jahre die Uhr vordrehen. Es gab viele Dinge, die nicht grossartig liefen. Dazu gehöhrten auch meine Suizidversuche. Heute bin ich froh, dass ich zu doof war mich umzubringen. In mehreren Kliniken versuchte ich meinen Weg zu finden. Mit viel Mühe erschuf ich mir immer wieder ein neues Zuhause. Wie heisst es so schön. «Umfallen ist nicht schlimm, nur liegenbleiben wäre das Ende.»

Nach einem weiteren Versuch, der echt an der Grenze war. Es trennten mich nur Minuten vor dem Tod.


Darf ich das so schreiben? Gehört es zum heutigen Thema. Meine Gedanken schweifen ab und ich merke wie dieser Strudel immer schneller wird. Es werden immer mehr. Ein Griff zu meinem Gedankenbuch bleibt nicht aus. Dort verewige ich die Themen, über die ich schreiben möchte. Stop! Ich brauche eine Pause.


Nach dem letzten Versuch machte mein Pap’s mir ein Angebot. Er lebte damals schon in Frankreich. Weit draussen mit viel Land und Tieren. Ein Platz für mich war auch vorhanden. Die Alternative dazu war in der Klinik zu bleiben, denn zurück in meine Wohnung durfte ich nicht alleine. Also stand der Entschluss schnell fest und ich kündigte meine Wohnung und meldet mich in der Schweiz ab. Die ersten 3 Monate am «Arsch der Welt», waren erholsam. Ich kümmerte mich um die Tiere. Der fremde Mensch war der Briefträger um 12.30, und auch diesem ging ich aus dem Weg. Ganz langsam merkte ich wie meine Lebensgeister zurück zu mir fanden. Es machte mir Freude unsere Nachbarn kennen zulernen. Auch merkte ich, dass mir die Schweiz mit Freunden und meiner Mam fehlte.

So begann ich, an den Wochenenden, zurück zu kommen. Die Ausgänge und Besuche brachten wieder das Lachen zurück. Doch kommen leider zu den Hochs ja bekanntlich auch die Tiefs. Der Seelische und Körperliche Stress setzten mir zu. Meine Batterien leerten sich so schnell, dass ich Montagmorgen froh war, wenn ich wieder in die heile friedliche Welt nach Frankreich fahren konnte. Wieder Tiere streicheln, ein ganzen Tag nur DVD sehen und mich erholen. In diesen Jahren brauchte ich keinen Seelendok, keine Medikamente. Ich verletzte mich nicht und ich lebte ein gutes Leben. In 2 Welten mit genug Platz für mich und meine Fantasie. Ein sicheren Zufluchtsort.

Möchte nicht jeder so eine heile Welt. Das Leben ist kein Märchen und auch bei mir kam der Moment. Alles brach zusammen und ich packte meine Sachen. Ich hatte Glück. In der Schweiz gab es einen Mann und ich durfte zu ihm ziehen.

So begann es wieder am Anfang. Neue Wohnung, neue Arbeit suchen, neue Ärzte.

Die Jahre flogen an mir vorbei. Viele Tiefs kreuzten mein Weg, bis ich wieder in Königsfelden landete. Ich kämpfte mich durch und es gab auch immer wieder schöne, aufregend gute Momente. Das letzte Jahr war aber leider mehr Talfahrt wie Sonnenschein. Dies ist meine Wahrheit – ich weiss das es nichts mit der Realität zu tun hat. Die Arbeit mit dem Freyjas.Swissteam macht mir Freude. Ich bin gerne eine gute Seele und Ideengeberin. In meinem Kopf hatte sich aber leider der Gedanke eingeschlichen, dass ich nicht genüge. Dass man mich ersetzen sollte durch eine Person die 100% Arbeit bieten kann. An dieser Stelle möchte ich ein riesiges Danke aussprechen. Ich weiss das mich Hans (Eigentümer vom Freyjas.Swissteam ) nie fallen lassen würde. Auch in schlechten Zeiten, in denen ich meine wenige Arbeit nicht mal erledigen kann. Diese Gedanken gibt es nur in meinem Kopf. Die Realität sieht anders aus. Ich arbeite nur mit Personen zusammen die mit Borderlifer wie mir umgehen können. Die wissen, dass ich nicht regelmässige gleichviel Leistung bringen kann. Immer öfters rettete ich mich tageweisse in den Europapark. Das ist eine Heile Welt. Meine Heile Welt. Doch kosten die Übernachtungen auch nicht wenig.


Oh ha, und schon wieder ist der Gedankenstrudel in Bewegung. Dieser Beitrag wird heute nicht mehr fertig. Stress!!! Pause.


Um den Stress in meinem Kopf zu verringern, versuchte ich Lösungen zu finden. Ich musste mir eingestehen, so kann es nicht weitegehen. Bei allen positiven Gedanken und schon erlernten Strategien, kommt ein weiterer Klinikaufenthalt immer näher. Vor ca 4 Monaten sprachen wir in der Werkstatt meines Vertrauens, über mein altes Auto. Es würde wahrscheinlich nicht mehr lang im Strassenverkehr bleiben dürfen. Ich schwärmte vom Wohnmobil meines Vaters, klagte mein Leid über zu wenig Platz im Auto, wenn es auf Märkte geht. Ein Lächeln später stand ich vor einem grossen Transporter, der ein neuen Besitzer suchte. Könnte ich der sein? Träumen darf man ja! Das Gute war, ich muss mich nicht entscheiden, da mein Zafira ja noch fährt. Ich war sicher, dass der Transporter keine Option mehr ist, wenn mein Auto aussteigt. Leider ging mir der Grosse nicht mehr aus dem Kopf. Jeder, der mich mag, musste mit mir die Vor und Nachteile besprechen. Die Vorstellung ein Camper zu besitzen, mit meiner Autonummer, jederzeit einfach loszukönnen. Ohne Grenzen und doch mit einem Zuhause. Ein Zufluchtsort. Egal wo es steht. Es war ein warmes Gefühl. Ich spürte plötzlich, wie der Stress weniger wurde, nur bei dem Gedanken daran. Und nun wurde es wahr. Mitte Dezember kam das Aufgebot zum Vorführen meines Autos. Am 13.2.19 wird mein Zafira in Export gehen. Er hat mir viele Jahre gute Dienste geleistet.

Der Transporter stand noch immer in der Werkstatt und wartete auf mich. Nun beginnt ein neues Abenteuer. Der Transporter wird zum Camper umgebaut. Mit viel Liebe zu kitschigen Detail wird es mein neuer portabler Zufluchtsort. Ich werde ein Bordbuch beginnen für alles Wissenswerte aufzuschreiben. Als erstes möchte ich euch den Namen verraten: Amalthea. Kann jemand mit dem Namen was anfangen? Möge er mich lange auf meinem Weg begleiten.

Wo habt Ihr eure sicheren Orte. Wo holt Ihr Luft um den Stress abzubauen?



PS: Dieser Blog entstand in 3 Tagen

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