Mein Chaos im Kopf braucht viel Zeit. Prioritäten setzten fällt mir schwer. Kann sich das ändern?
- Freyja
- 8. Sept. 2019
- 6 Min. Lesezeit
Dieser Bericht entstand von 2- 8.9.19
Ich bin und war nie eine Ordentliche Person. Bevor ich aufräume, gehe ich lieber TV schauen oder finde einen Kaffee-Schlürf-Partner (Ja ich trink kein Kaffee, «Energiebüchsli» oder Tee geht auch). Ach ja und es gibt auch noch tausende von anderen Dingen mit denen ich mich vor der Hausarbeit ablenken kann. Gut ich lenk mich auch gern von anderen Lästigen Dingen ab. Und Ja Leute, die Sätze wie: « wenn du jeden Tag was machst, ist es in 5 Minuten gemacht! « und so weiter, dürft Ihr euch nun gerade verkneifen. Ich mach auch diese Minuten nicht. Ich bin dankbar, dass ich Stefan habe. Er macht so vieles bei uns im Haushalt und er liebt mich trotzdem…
Doch heute möchte ich euch erzählen wie anstrengend es sein kann, wenn der Kopf so verpeilt ist. Ich bekomm oft Sachen nicht erledigt, weil ich mich einfach nicht fokussieren kann. Bis vor ein paar Monaten hatte mich, dass auch nur bedingt genervt oder ins Grübeln gebracht. Es gehörte zu mir und ich dachte es würde sich auch nie ändern. Bis mein Arzt und ich entschieden haben ein Experiment zu wagen. Ritalin. Ich schlucke diese kleinen Pillen nicht zu festen Zeiten und auch nicht jeden Tag. Meist nehme ich eine, wenn wichtige Arbeiten anstehen. Ich habe gemerkt, dass es mich ruhiger macht. Ich lasse mich nicht mehr so schnell ablenken. Früher brauchte ich eine stundenlange Anlaufzeit, bis ich mich endlich an unsere Buchhaltung gesetzt habe und anfing zu arbeiten. Am Abend war dann trotzdem nichts gemacht und ich fühlte mich wieder wie ein Versager. So ein Beispiel für ein verpeilter Tag werde ich euch unten anhängen.
Dieses Experiment hat mein Leben zum guten verändert. Auch beginnen mich meine Unordnung und die dazu gehörende Sachen suchen Zeit zu ärgern.
Auch heute ist wieder so ein Tag an dem ich nix auf die Reihe bekomme. In meinem Kopf hängt eine meterlange TO DO Liste und ich weiss dass alles wichtig und dringlich ist. Und was wird gemacht nix. Nein stimmt ja nicht ganz, denn ich sitze hier am meiner Kiste und schreibe diesen Text. Damit versuche ich mich natürlich abzulenken und gleichzeitig auch zur Ruhe zu kommen, dass ich danach doch noch Kraft für meine Aufgaben habe. Denn in 3 Tagen möchten wir mit dem Bus in die Ferien. Italien wartet auf uns. Klar bin ich durch den Wind. Es ist ein unbekannter Ort. Mit einem unbekannten Bus, denn es wird der erste Langzeittest. Ich möchte ja im Januar dann alleine mit diesem Gefährt unterwegs zu sein. Mein Körper möchte einfach zurück ins Bett und schlafen. Doch ich muss doch was tun, Arbeiten und alles packen für den Urlaub, oder wenigsten Hausarbeit erledigen, dass nicht alles an Stefan hängen bleibt. Er baut schon seit Tagen am Bus.
Meine Gedanken fordern so viel Energie, dass ich nicht ins Tun komme. Ich würde gern den Ausschaltknopf drücken, einfach meine Ruhe haben. Stopp, den genauso bauen sich bei mir ganz langsam, aber stetig die Suizidgedanken auf. Nein, dass brauch ich nicht. Ich freu mich doch auf unsere Ferien. Ok, tief durchatmen. Ich setz mich nun an unsere Bar auf dem Balkon, geniesse die Sonne und trink mal mein Energiebüchsli! Vieles habe ich später noch gemacht.
1 Woche später:
Nun stehen wir schon 48 std in Italien auf einem echt tollen Campingplatz. Ich werde euch auch noch vieles erzählen aus diesen Ferien. Ich nehme mir heute die Zeit diesen Text zu überarbeiten und fertig zu stellen. Auch wenn es nur ein paar Zeilen sind brauche ich viel Energie und Kraft. Bis ich zufrieden bin, um es online zu stellen. Auch frage ich mich oft, ob es für alle gut verständlich oder auch politisch korrekt ist. Ich habe lange überlegt, ob ich Freyja Arbeit mitnehmen sollte. Nach langem Überlegen entschied ich dann, mir Zeit für Borderlife zu nehmen. In knapp 2 Wochen stehe ich mit meiner besten Freundin wieder in Wengen mit Freyjas Swissteam, bei der Chästeilete und dort kommt genug Arbeit auf mich zu. So nun wünsche ich euch allen eine gute Zeit. Ich geniesse nun mal ein paar Tage meine Ferien am Meer.

Hier ein Beispiel, wie so ein verpeilter Tag ablaufen kann bei mir, ohne Medis!
11 Uhr. Klein Meli steht auf. Nach dem morgendlichen Guten-Morgen Telefon mit Schatz. Verschlafen und mit den Mitzis im Schlepptau geht es zur Morgenrutine….Dann weiter ins Wohnzimmer, TV anschalten auf Sofa sitzen und sich überlegen was muss gemacht werden. Meist nicke ich dann noch mal ein. Und so schnell ist es schon 13 Uhr und ich sollte doch arbeiten. Ok ich brauch den PC, der steht auf dem Tisch. Gut. Oh dass Stromkabel fehlt noch. Auf dem Weg dahin, sehen ich das nicht geputzten Katzenklo, schon sind meine Gedanken bei der neuen Aufgabe und ich bewege mich auf den Balkon um die Schaufel zu holen. Denn dass ist doch richtig wichtig. Minuten später fällt mir ein :»Buchhaltung! Mist du wolltest doch Buchhaltung machen! Wo war ich? Ja Stromkabel für PC holen!»
Ich sitze nun endlich um 14 Uhr am Schreibtisch, der Pc hat Strom und der Ordner hat auch schon den Weg, an den Platz, gefunden. Also los Meli!
Der Pc starten und in der Zeit kann ich ja noch was zum Trinken holen. Oh was essen wäre ja auch noch eine Idee. Los mit Kochen. Die Arbeit ist schon wieder vergessen. Mit meinem Essen setz ich mich, vor die TV-Kiste, die selbstverständlich mit einem sehr lehrreichen Menschen Bildenden Programm läuft. Bis ich mich wieder bis zum Pc bewege, ist es auch schon nach 16 Uhr. Aber nun beginne ich zu arbeiten, hab ich vor. Nach gefühlten 30 Sekunden merke ich, oh Mein Gott der Drucker! Warum läuft den dieses Mist Ding heute nicht. Bis ins Büro ist es weit, sehr weit!!! Da treffe ich Katzen die bespasst werden möchten. Ich laufe an einer Waschmaschine vorbei, die ich doch auch ganz kurz noch befüllen und laufen lassen könnte. Und schon sind wieder Minuten verstrichen ohne den Drucker einzuschalten. Was wollte ich heute tun? Ach ja Buchhaltung!!! Genau Drucker hat nun Strom, ist an und sogar an Papier hab ich gedacht. Nun schnell wieder an meinen Tisch und weiter machen. Mit den frisch ausgedruckten Papieren stehe ich am Tisch und stelle fest, dass mein Locher weg ist. Ja mein Mann sagt immer, dass unsere kleine Katze alles versteckt. Nein ich weiss, ich bin unordentlich. Irgendwo auf dem Sofa oder so? Da hab ich doch dieses Ding beim letzten mal gesehen. Ich mach mich auf die Suche. Wenn ich nun eh das ganze Sofa auf den Kopf stelle kann ich ja gerade noch die Kissen sortieren und den Teller vom Mittagessen in die Küche bringen. Nun finde ich natürlich auch wieder was zu tun in der Küche. Hört Ihr es, die Waschmaschine hat auch gerade aufgehört zu laufen, dass heisst Wäsche aufhängen. So läuft es immer weiter. Mein Mittagsschlaf von 19 bis 21 Uhr darf auch nicht fehlen. (Fernsehn schlafen) Denn in dieser Zeit geht bei mir gar nichts mehr. Nun versuche ich mal wieder an meine Hauptarbeit zu gehen. Was wollte ich schon wieder machen an diesem tollen Tag, Buchhaltung. Der Tag ist bald vorbei und gemacht habe ich viele kleine Sachen. Diese Dinge zählen aber plötzlich am Ende des Tages nichts mehr. Der Frust wird hoch und ich steh schon wieder vor dem Kühlschrank und schaufle in Frust ungesunde Dinge in mich rein. Nun zwinge ich mich doch noch mal an den Pc und an die Buchhaltung, dazwischen weck ich Stefan mehrfach… Um 2 Uhr liege ich im Bett und zweifle an mir und meinem Leben. Alles ist doof und ich bekomm doch nichts auf die Reihe. Schön ist, dass mein Schatz dann immer Zeit hat mit mir zu telefonieren. Er gibt mir Halt und baut mich immer wieder auf.
PS: Mit den Tabletten hat sich bei mir sehr verändert. Die tollste Nebenwirkung für mich ist, dass ich nicht mehr jede Nacht so zweifle. Die Selbstmordgedanken haben seit Wochen nicht mehr so viel Platz in meinem Kopf. Ich kann am Tag einfach mal 2 bis 4 Stunden Buchhaltung machen, wichtig am Stück und danach die Arbeit mit gutem Gewissen zur Seite legen. Plötzlich habe ich auch Zeit was für mich zu machen. Oder echt mal um 20 Uhr ein Film zu schauen, ohne ständig was daneben noch zu tun.
Für mich war dieses Experiment ein Segen. Klar möchte ich niemanden Medis empfehlen. Doch es gibt Momente, da kann es auch helfen. Mir hilf es und ich werde weiter sehen wie sich mein Leben weiter verändert. Ich arbeite ganz konkret zur zeit am Aufbau meines Selbstvertrauens und auch Selbstliebe.




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